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Warum sind Essstörungen so schwierig zu verstehen?

Anna Auer • 22. Juli 2022

Im Laufe des Lebens erkrankt jeder 10. Mensch einmal an einer Essstörung. Trotzdem gibt es viele Unsicherheiten rund um das Thema. Schauen wir mal, was bezüglich Essstörungen stimmt und was nicht. (Quelle: Anees Bahji)

Global gesehen wird etwa jeder 10.Mensch im Laufe seines Lebens einmal an einer Essstörung leiden. Trotzdem ranken sich viele Unsicherheiten und Mythen rund um das Thema Essstörungen. Es herrscht viele Unsicherheit sowohl was die Symptomen angehet als auch die Behandlung. Als Betroffene/r erschwert es die nötige Unterstützung zu bekommen und als Angehörige findet man im Netz oft nicht die hilfreichen Informationen, um seine geliebte Person zu unterstützen. Hier erfährst du, was bzgl. Essstörungen wahr ist und was nicht.

Erstens: was ist eine Essstörung?

Essstörungen sind eine Reihe von psychosomatischen Erkrankungen, die durch diese Hauptverhaltensmuster gekennzeichnet sind:


Einschränkung der Nahrungsaufnahme, Essanfälle (Fressattacken) oder Verschlingen von großen Nahrungsmengen und anschließendem Versuch die Kalorienzufuhr wieder rückgängig zu machen durch selbst induziertes Erbrechen, Abführmittel, Fasten, übermäßigen Sport und andere schädliche Mittel.


Eine Essstörung kann jedes oder jede Kombination dieser Verhaltensweisen beinhalten. Menschen, die an Magersucht (Anorexie) leiden, schränken zum Beispiel normalerweise die Menge an Nahrung ein, die sie essen, während Bulimie eine Essstörung ist, die durch wiederholte Essanfälle mit anschließendem Erbrechen gekennzeichnet ist.


Wichtig: Es sind diese Verhaltensweisen, die darüber bestimmen, ob jemand eine Essstörung hat oder nicht. Aufgrund des Gewichts allein ist es oft nicht möglich eine valide Aussage darüber zu machen, ob eine Essstörung vorliegt. Menschen, die laut Ärzten ein gesundes Gewicht haben, können an einer Essstörung leiden. Und zwar in solch einem starken Ausmaß, dass es ihrer Gesundheit langfristig schadet, einschließlich Osteoporose, Anämie, Herzschäden und Nierenschäden.

Halten wir also fest: An Hand des Gewichts allein können wir keine Aussage darüber machen, ob eine Essstörung vorliegt. Genauso wenig können wir die Symptome der Essstörung nicht einfach über eine Essens-Verhaltensveränderung loswerden. Denn Essstörungen sind in ihrer Tiefe psychosomatische Erkrankungen. Nach heutigem Wissensstand, umfassen sie insbesondere die Selbstwahrnehmung der betroffenen Person. Diese ist gestört und die meisten Menschen, die darunter leiden, sind sehr selbstkritisch, haben einen hohen Leistungsanspruch und berichtet von vielen selbst wahrgenommenen Fehlern.

Das Essen wird zu einem Versuch, ein gewisses Maß an Kontrolle über innere Gefühle und scheinbar unauflösbaren Konflikten zurückzugewinnen.

Woher kommen Essstörungen?

Wir wissen immer noch nicht genau, was Essstörungen verursacht. Wie so oft, gibt es wahrscheinlich keine einzelne Ursache, sondern eine Kombination aus verschiedenen Risikofaktoren, die dazu beitragen. Und zwar: persönlichen, familiären, sozialen und biologischen.

Auch einige Persönlichkeitsmerkmale können die Entstehung von Essstörungen begünstigen. Wie z.B. ein geringes Selbstwertgefühl, Perfektionismus oder Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper. Mehrere soziale Faktoren tragen ebenfalls dazu bei, darunter das geltende Schönheitsideal, Mobbing, Rassismus und andere Formen von Ausgrenzung sowie begrenzte soziale Netzwerke. Obwohl ein weit verbreiteter Irrglaube besteht, dass nur Frauen an Essstörungen leiden, können Menschen jeden Geschlechts betroffen sein.

Insbesondere Menschen, die sich in ihrer Jugendzeit auf dem Weg zum Erwachsenen-Ich befinden, sind davon betroffenen.

Sind Essstörungen heilbar?

Auch wenn diese Erkrankung einer der am schwierigsten zu behandeln ist, gibt es sehr effektive therapeutische Methoden und Interventionen und ungefähr die Hälfte aller Menschen, die diese Unterstützung bekommen genesen vollständig. Je früher die Therapie beginnt, nachdem jemand essgestörte Verhaltensweisen entwickelt, desto größer sind die Erfolgsaussichten. Leider bekommen viel zu wenig Menschen die an einer Essstörung leiden, diese Hilfe.

Aufgrund der komplexen Veränderungen von Essstörungen auf den Körper als auch den Geist beinhaltet die Behandlung sowohl medizinische und psychologische Schwerpunkte.

Was hilft besonders gut? Gesprächspsychotherapie, Tanztherapie, Verhaltenstherapie, Familientherapie, ambulante oder stationäre Maßnahme, Medikamente usw. Nicht jede Therapie hilft jedem Patienten gleich gut daher gilt es herauszufinden, welche Behandlung stimmig ist. Es lohnt sich auf jeden fall, die beste Therapie für sich selbst herauszufinden, denn gute Therapie kann verhindern, an einer schweren Essstörung zu sterben.


Eine Essstörung kann Betroffene und Angehörige mit einem Gefühl von Hilflosigkeit und auch Wut zurücklassen. Durch eine Therapie kann die Funktion, welche die Essstörung im Leben übernommen hat, erkannt, Alternativen entwickelt werden und so zu einem Leben mit Freude und Lebensenergie zurückgefunden werden.



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